Der systemische Ansatz entwickelte sich seit Mitte der 1960er Jahre aus den Einsichten der Kybernetik und des Strukturalismus. Er ist neben der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie die dritte große Strömung in Beratung und Psychotherapie, der vor allem in der Familientherapie und in der Beratung von Organisationen eingesetzt wurde. Heute wird er für alle Bereiche des sozialen Lebens erfolgreich weiterentwickelt.
Abgeleitet aus den aktuellsten neurophysiologischen Erkenntnissen gehen die Systemiker von folgenden Grundannahme aus:
Die Welt ist für uns Menschen das, was wir in ihr sehen. Unserer Sichtweise ist geprägt von früheren Erlebnissen, unseren Erfahrungen und unseren Schlussfolgerungen.
Der systemische Berater begegnet aus diesem Grund einem anderen Menschen als Beobachter; mit einer Haltung der Offenheit und Neugier. Ist er sich doch im Klaren, dass auch er alles durch seine eigene Brille sieht.
In letzter Konsequenz bedeutet diese Prämisse, dass die Antworten auf unsere Fragen nur in uns selbst zu finden sind. Von Außen erhalten wir Anstösse, Angebote und vertrauensvolles Miteinander. Es bleibt unsere Entscheidung, wie wir das alles für uns nützen.
Neugier führt zur Erforschung und Erfindung alternativer Sichtweisen und Bewegungen, und unterschiedliche Bewegungen und Sichtweisen bringen wiederum Neugier hervor.
Gianfranco Cecchin
Einführende Literatur:
Fritz B. Simon, Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus, Heidelberg 2006